Tag 1
Jahr 2017
Etappe 1 Von Wiesbaden - Schlangenbad
Meine erste Tour auf dem Rheinsteig habe ich 2017 im September begonnen, während meines dreiwöchigen Jahres-urlaubs. Ich hatte gerade meine erste Wanderausrüstung gekauft und mit grundlegenden Ausrüstungs-gegenstände wie Schlafsack und Isomatte, Zelt, Gasbrenner und Kochgeschirr ausgerüstet.
Es war eher eine unbeholfene, aber durchdachte und geplante Tour. Die über eine Woche gehen sollte. Wenn ich heute zurückdenke hätte ich die Tour um diese Zeit nicht beginnen dürfen. Die Wetterkarten von Wetter.com hatten einen Wettersturz von mehr als 10 Grad vorausgesagt. Es sollte Regen geben, der kalt war. Das sollte am Ende des zweiten Tages auch eintreffen.
Ich ging trotzdem auf Reisen und fuhr Samstag von Winnenden um 4:50 Uhr ab mit der S-Bahn und ICE über Stuttgart nach Wiesbaden. In Frankfurt hatte ich eine Stunde Aufenthalt und in Wiesbaden nach Wiesbaden-Biebrich kommen noch 20 Minuten dazu. Der Startpunkt Rheinsteig, Richtung Bonn liegt am Schloss Biebrich. Ich hatte einen schönen Sonnentag gewählt und mußte ca. 1km vom Bahnhof Biebrich bis zum Schloss Biebrich durch den Schlosspark laufen.
Wenn man vom Bahnhofsgelände herunterkommt sieht man schon den Eingang zum Schloßpark, es sind große hellrote Torbögen mit schmiede-
eisernen Toren.
Der Schlosspark ist durchzogen mit Wegen und einigen Wasserläufen. In Schloss Biebrich findet am Wochenende immer klassische Konzerte statt. Das Schloss Biebrich liegt direkt am Rhein. Hier machte ich mein erstes Foto. Wo ich nach einer kleinen kurzen Pause meinen Weg entlang dem Rhein Stromabwärts fortsetzt habe. Ich bin froh, daß es noch nicht so Heiß war um 10:00 Uhr. Die ersten 6 Km Wanderstrecke laufen direkt am Rhein entlang. Auf Grund von Bauarbeiten an der Autobahn, die dort Kreuzt weichte der Weg etwas ab. Er führt direkt am Aussenkai vom Schliersteiner Hafen entlang. Dort am Ende angekommen muß eine hohen Bogenbrücke überwunden werden, die nur für Fußgänger ist. Sie überbrückt die Hafeneinfahrt und ist nett und hoch. Nach der Brücke geht es in einer Form von einem C herum auf die andere Seite des Hafenbeckens. Ein kleiner Durchgang führt links durch eine kleine Wegeöffnung vorbei an kleinen Gartenhäuschen. Dann einmal Links und wieder Rechts und immer gerade aus bis zur Hauptstraße und darüberhinaus. Die Symbole des Rheinsteiges, eine weise Schlangenlinie auf blauen Hintergrund begleitet den Wanderer an Straßenlaternen, Pfosten und Bäumen.
Nach dem überqueren der Hauptstraße geht es 100-150 Meter geradeaus und dann heißt es aufpassen. Man kann leicht falsch laufen, wenn man das Rheinsteig Symbol aus den Augen verliert. Man muß Links zwischen den Siedlungshäusern hindurch bis zu einem Bach. Dann links den Bach entlang (Aufwärts ansteigend) durch eine Unterführung bei den Bahngleisen.
So jetzt Rechts bis zur nächsten Blau-Weißen Wegmarkierung. Eigentlich sollte es nach 150m links abgehen, doch weit gefehlt.
Gesperrt wegen Bauarbeiten an der Unterführung der Umgehungsstraße. Dieser Abschnitt des Rheinsteiges wird mir immer lebhaft in Erinnerung bleiben. Auch ein Wanderer muß mal seinen Bedürfnissen nachkommen. Ich mußte einen Umweg in Kauf nehmen mit steil ansteigender Straße. Um an die andere Seite der Schnellstraße zu kommen. Oh Mann, geht das nicht schneller, nur 500 Meter bis zur Brücke und wo geht es dann weiter? Das Stück war eine harte Tortur für mein geplagtes Hinterteil. Ja endlich hatte ich die Brücke über der Umgehungsstraße erreicht und zur Hälfte überquert. Da sah ich das nächste Wegschild, links geht es weiter in eine Straße, die nach 50 Meter rechter Hand abbiegt. Nach weiteren 50 Meter wußte ich nicht weiter. Aber die Hilfe war schon nah in Gestalt einer jungen Frau, die in einer Einfahrt bei Ihrem Haus sitzend eine Zigarette rauchte. Ich fragte Sie wo und wie der Weg zu oder auf dem Rheinsteig weiter geht bzw. wie ich wieder in seine Richtung komme. Sie erklärte, ich müßte nur diesen Weg hinunter laufen und unten an der Weggabelung soll ich mich rechter Hand halten und schon wäre ich wieder auf dem Rheinsteig.
Gesagt, getan ging ich den Weg hinunter und bog leicht schräg rechts ab. Und schon war ich wieder auf dem alten Weg, den ich eigentlich herauf laufen sollte. Doch mich plagten jetzt wieder die alten Sorgen, mein armer Hintern, es druckte und drückte. Ich suchte während ich weiter lief nach einem stillen Örtchen um mich zu erleichter. Nach längerer Zeit kam ich endlich an eine Bank und ich fand nach dem gesuchten Ort.
Gleichzeitig nutzte ich das Ganze, eine kleine Pause zu machen, Ich hatte seit meiner Abreise aus Winnenden nicht einen Bissen zu mir genommen, außer Wasser. Nach einer halben Stunde etwa ging es dann weiter. Wer jetzt denkt, ich laufe andauernd auf geteerten Wegen, der ist weit weg von der Realität. Der Rheinsteig hat die Kategorie Mittel bis Schwer. Also nichts für Badelatschen - Camper. Man braucht richtige Wanderausrüstung, der mittleren und gehobenen Kategorie. Also Trekking-Halbschuhe oder Stiefel.
Ich bevorzuge Stiefel der Marke Lowa oder Salomon. Aber Vorsicht ist für Anfänger geboten. Es ist wichtig eine Erstberatung bei einem Fachmann für Outdoorausrüstung einzuholen. Der Grund ist ganz einfach, es gibt Unmengen an Stiefeln und Halbschuhe. Diese sind nach Kategorien von Ebene bis Hochgebirge unterteilt. Es geht hier um den Sitz des Schuhes oder Stiefel und er muß bequem passen. Ein weiterer Punkt ist die Laufsohle sie unterscheidet sich in ihrer Griffigkeit und Rutschfestigkeit am Hang. Diese Greift in den Untergrund ohne das Sie rutscht. Besonders, wenn es Hang abwärts geht sollte man stabil in den Schuhen oder Stiefel stehen. Hier kommt ja auch noch zum eigenen Körpergewicht das Gewicht des Rucksackes und Ausrüstung dazu. Einen Sturz mit einem Rucksack mit 20 KG und mehr, hält man nämlich nicht auf, wenn man das Gleichgewicht verliert. Auf Grund unpassender Wanderschuhe, wenn man den Halt am Hang abwärts verliert. Oder ein Hindernis überqueren muß.
Weiter in meinem Bericht mit dem Rheinsteig. Wenn man abbiegen muß ist entweder eine Plakette an einem Pfosten befestigt oder an einen Baum gepinselt. Etwa 50 Meter nach dem Abbiegen sollte man dann eine weitere Rheinsteigplakette mit weißer Schlangenlinie auf blauem Hintergrund kommen. Das heißt, Sie sind auf dem richtigen Weg. Bei geraden Wegen kann es sein, daß eine Plakette erst nach 200 Meter kommt. Man sollte sehr aufmerksam sein, wenn man ohne Wanderkarte unterwegs ist. Verlaufen leicht gemacht. Was auch mir passiert ist trotz Wanderkarte, aber ohne Detaillierung. Dazu später mehr.
Der geteerte Weg ging auch nicht endlos weiter. Nach weiteren 500 Meter ging es dann Rechts auf einem Feldweg entlang an Weinbergen weiter. Von hier an ging es zum Großteil auf Feldwegen oder geschotterten Wegen voran. Jetzt rechts und weiter oben, dann linker Hand eines Baches. Entlang eines Talausläufers und auf einmal ging es Links einen Grasweg den Hang hinauf. Ca. 15-20 Grad Steigung nach oben. Das sind die kleine Feinheiten, die immer wieder für Freude sorgt. Besonders, wenn man kurz vorher einen längeren Aufstieg am Hang hatte und gerade mal eine kurze Wegstrecke auf geradem Weges am Hang zur Erholung der Muskeln hatte. Und jetzt geht es wieder mit Volldampf wieder nach oben. Das zieht Dir die Kraft aus den Muskeln und dein Körper geht voll und ganz auf Fettverbrennung. Hier gibt es in den Weinbergen ein Cross und Such Spiel mit einem kleinen Fest. Rallye der besonderen Art.
So geht es im Zickzack jetzt den Berg hinauf, wo es am Schluß wieder auf einem geteerten Weg Richtung Goethedenkmal und einer Burgruine geht. Das Goethedenkmal ist unser Ziel und ein Rastpunkt mit Ruhe-Bänken. Hier wird eine kleine Verschnaufpause eingelegt und ein Foto gemacht. Bevor es jetzt wieder über eine Treppe und Weg bergab Richtung Ortschaft Frauenstein geht. Der kleinste Weg ist ca. 30 cm breit (Trampelpfad) und geht linker Hand schräg Steil Richtung zu einem Weinbergweg hinunter. Hier ist nichts gerade oder eben, was Wege anbetrifft. So geht es bis zum Anfang vor den Ort. Hier in Frauenstein gibt es die Möglichkeit in einem Cafe oder Weinlokal, eine kleine Erfrischung zu sich zu nehmen.
In Frauenstein muß man jetzt die Straße überqueren, dann geht es Links und rechter Hand die steile Straße hoch. Am Ende gehen wir dann rechter Hand in eine Sackgasse Straße. Hier in dieser Straße bin ich das erste Mal falsch gelaufen, besser gesagt zu weit. Ich habe die Rheinsteig-Beschilderung übersehen. Am Ende der Straße in der Sackgasse stand ich jetzt und kratzte mich am Kopf und fragte mich wo ich was übersehen hatte. Wie es der Zufall so will kam mir ein netter Anwohner zu Hilfe. Er sprach mich an und erklärte das ich zu weit gelaufen war. 100 Meter unterhalb geht rechts ein Fußweg ab über eine Treppe, von unten Links. Die Bewohner sind sehr nett, freundlich und hilfsbereit denen ich begegnet bin. Der Mann hatte mich durchs Küchenfenster gesehen. Er sagte auch das ich nicht der einzige Wanderer bin, der hier falsch gelaufen ist. Ich sagte Danke und wünschte Ihm ein schönes Wochenende und ging meines Weges. Also zurück bist zu der Treppe.
Jetzt fragt sich bestimmt jeder, warum ich diese Beschilderung nicht an der Straßenlaterne gesehen hatte. Es gibt eine einfache Erklärung hierfür. Wenn Du längere Zeit einen Berg oder Hang erklimmst, verlagerst Du dein Gewicht nach vorne um eine optimale Gewichtsverteilung auf die Füße zu bekommen. Dabei hat der Mensch eine Eigenart an sich, er schaut instiktiv nach unten. Der Blick folgt seiner Körperachse. Dadurch habe ich den Abzweig übersehen.
Also Treppe hinauf, besser gesagt Zwei und ich kam oben an einer Hauptstraße an. Husch hinüber 50 Meter gerade aus und dann rechts den Feldweg entlang bis zu einer Weggabelung. Hier machte ich Rast und setzte mich bei schönem Sonnenschein auf den grasbewachsenen Untergrund. Nach dem ich aus dem Rucksack was zu Essen herausgeholt hatte. Nach zwanzig Minuten Pause ging es dann weiter linker Hand den Feldweg nach unten. Am Ende mußte ich einen Bach überqueren und eine kleine Anhöhe überwinden, wo es dann rechter Hand einen groben und eingefahrenen Weg weiter ging. Nach 200 Meter machte der Weg eine S-Kurve und hier ging es schon in den Wald mit einem nach oben ansteigenden Waldweg. Der Duft von Wald und Sauerstoff mit einem leicht modrigem Geschmack von Kieferharz stieg mir in die Nase. In der ganzen Zeit vom Bach überqueren bis zum Waldparkplatz kamen mir zwei Spaziergänger und zwei Wanderer entgegen. Bevor ich eine Holzbank erreichte, die so ungefähr in der Mitte von der Länge des Waldweges am Rand stand. Sah ich noch zwei weitere Wanderer gerade aufbrechen. Ich war also nicht alleine Unterwegs, besonders nicht bei diesem wunderschönen Wetter.
Mein Ziel, die Ortschaft Schlangenbad ist ein Kurort mit Bewegungs und
Therapiezentrum und Hallenbad. Doch von diesem Ziel bin ich noch mehrere Stunden entfernt. Einen Waldparkplatz habe ich überquert, aber ich mußte wieder in den Wald auf einem ungenutzten Weg. Ich bin glücklich, es geht
bergab. Ah, ein größere Menge Menschen mitten im Wald. Es sind wohl Sonntags-Spaziergänger von den nahen Ortschaften. So vorbei an der Wald-Wetterschutzhütte. Hinab durch einen steilen steinigen, eher geröllartigen Weg der bei Regen überschwemmt wird. Ich war echt froh, wo ich diesen Wegabschnitt hinter mir hatte. Jetzt stand ich auf einem Bach-Überweg und vor einem Hinweisschild des Rheinsteiges und wusste nicht ob ich Links oder Rechts laufen mußte. So ging ich weiter nach Links, den geschotterten Waldweg hinunter. Ich meinte ich sei auf der richtigen Wanderroute. Mir kam nicht in den Sinn, ich würde falsch laufen. Das stellte sich erst heraus als ich unten am Waldrand eine Frau fragen konnte. Sie erklärte mir das ich falsch abgebogen war und das ich rechter Hand weiter gehen müssen. Ich habe Sie noch gefragt, wie ich den Rheinsteig wieder erreichen kann ohne den ganzen Weg zurückzulaufen. Es gab eine Abkürzung, die ist aber sehr steil bis zum Rheinsteig. Und es ist der einzige mögliche Weg, den es gibt, so wurde es mir erklärt.
Ich bedankte mich. Gesagt und getan, entschied ich mich für den steilen Weg um nicht nochmal zurücklaufen zu müssen. Oh man, es ist warm und mir lief der Schweis in Strömen, mein T-Shirt hätte man auswinden können. Und mir ging die Puste aus. 20 Kilo Gewicht auf dem Rücken und mein persönliches Übergewicht. Das Zeitgefühl ist nicht mehr relevant. Mit mehreren Stops erreichte ich die Anhöhe und fing an den Rheinsteig zu suchen. Ich suchte eine Plakette mit einem Pfeil. Gefunden habe ich nichts. Nur in die andere Richtung. Das hieß für mich einen Umweg durch den Vorort von Schlangenbad zu machen. Ich lief von der anderen Seite kommend nach Schlangenbad hinnein. Von der entgegengesetzten Richtung also Hauptzufahrtsstraße. Schlangenbad ist eine absolute tote Stadt ohne Fremdenverkehr. Das einzige was ich fand ist und war eine Pizzeria unten von Schlangenbad. Sonst war die Ortschaft tot. Ich habe mir eine Pizza und zwei Flaschen Sprudel gekauft und lief wieder den Plaketten nach und kam an einen Spielplatz. Dort durfte ich jetzt in aller Ruhe meine Pizza genießen. Man war Die labend, der Genuss war 100 Prozent. Jetzt mußte ich nur noch einen Lagerplatz finden und das Zelt aufbauen. Dabei fiel mir auf das ich auf dem Wanderweg zurück lief von dem ich eigentlich herkommen sollte. Am Hang auf der anderen Seite in Sichtweite vom Vorort, baute ich mein Zelt auf. So endet mein erster Tag auf dem Rheinsteig ziemlich kaputt und ausgelaugt.